Meine Erfahrungen mit einem Buchcover-Wettbewerb auf 99Designs

Buchcover-Wettbewerb
Ohne die Marketingabteilung eines Verlags im Rücken zu haben, müssen sich Indie-Autoren mit einem tollen Cover und einer guten Produktbeschreibung im Online-Händler-Dschungel bemerkbar machen. Man könnte behaupten, dass ein starkes Cover und eine gute Produktbeschreibung die wichtigsten Marketinginstrumente für Indie-Autoren überhaupt sind. Egal, ob Verlagsautor oder Indie, ein Cover muss professionell aussehen, für das Genre geeignet sein und auf dem jeweiligen Markt mit dem Wettbewerb konkurrieren können.
An einem starken Cover sollte man als Indie also nicht sparen. Aber was machen, wenn man nur ein kleines Budget hat – gerade am Anfang, mit nur ein oder zwei Büchern auf dem Markt und wenn die Einnahmen noch gering sind?
Günstige Optionen sind Pre-Made-Cover, die viele Designer anbieten, oder einen Designer zu beschäftigen, der mit ausgesuchten Stockfotos ein schönes, professionelles Cover zaubert. (Geeignete Schrifttypen und Komposition sind nicht zu unterschätzen – dem Versuch, selber mit Photoshop zu basteln, sollte man also lieber nicht unterlegen.) So kam ich zum Beispiel zu den Coverbildern meiner CONNEMARA-SAGA und die Resonanz war bislang sehr positiv. Für meine neue Serie, die HIGHLAND-HEXEN-KRIMIS, wollte ich mal etwas anderes ausprobieren. Hauptsächlich deshalb, weil man immer wieder dieselben Stockfotos sieht und ich etwas Originelleres wollte. Außerdem geht es um die Cover für eine Serie – ich suchte eine/n Designer/in mit dem/der ich langfristig zusammenarbeiten konnte.
Im englischsprachigen Raum scheint 99Designs Anklang zu finden. Und bekannte Indie-Autoren haben nach eigener Aussage gute Erfahrung damit gemacht. So funktioniert’s:

Du wählst ein Design-Paket aus (von Bronze 279 EUR bis Platin 1099 EUR) und schreibst ein Design-Briefing. Designer bewerben sich mit Entwürfen. 6 Designer kannst du dann für die Finalrunde auswählen und die Designer ändern ihre Entwürfe, bis du zufrieden bist. Dann wählst du den Gewinner.

Hört sich gut an, dachte ich mir, und stellte mir vor, dass ich mich zurücklehnen, die Designer kreativ werden lassen könnte und somit die zeitaufwendige Recherche für einen guten Designer oder Stockfotos entfallen würde. So lief es natürlich nicht. Kurz gesagt, verbrachte ich wahrscheinlich noch mehr Zeit mit diesem Wettbewerb als wenn ich selber Designer kontaktiert hätte, und gab dabei mehr Geld aus, als ursprünglich geplant. Das machte sich aber bezahlt, als gute Designer innovative Entwürfe einreichten, die sich mit meinen Vorstellungen deckten. Das Wichtigste: Ich bin unheimlich zufrieden mit dem Endresultat.
Für alle, die mit dem Gedanken spielen, selber einen Cover-Wettbewerb auf 99Designs zu starten, habe ich ein paar Tipps:

Was ich richtig gemacht habe:

Gut recherchiert. Ich habe die Amazon-Bestsellerliste in diesem, für mich neuem Genre, durchforstet und mir ziemlich genau Vorstellungen darüber gemacht, was für ein Cover funktionieren könnte. Es bewerben sich schließlich Designer aus der ganzen Welt, die keine Ahnung vom deutschen Markt haben. Aber genau das ist wichtig. Ein Cover, das auf amazon.com funktioniert, finden deutsche Leser manchmal unmöglich. Unterschiedliche Länder, unterschiedliche Geschmäcker.
Mir klare Vorstellungen darüber gemacht, was ich für ein Cover will. Ich hatte eigentlich gehofft, die kreative Arbeit den Designern zu überlassen, merkte aber ziemlich schnell, dass ich genaue Vorgaben geben muss.
Ein ausführliches Design-Briefing geschrieben. Erst war ich besorgt darüber, dass mein Briefing etwas lang war, doch dann stellte sich das als notwendig heraus. Später habe ich sogar noch Screenshots von Bestseller-Listen auf Amazon hinzugefügt, damit Designer besser verstehen, was ich mit meinen Beschreibungen zu Farben usw. meinte.
Designern ausführliches Feedback gegeben. Ich habe zu allen Entwürfen Feedback gegeben. Das war das Zeitaufwendigste an diesem Wettbewerb. Aber ich fand, ich schuldete den Designern, die sich die Zeit nahmen, sich zu bewerben, eine Erklärung, warum und wieso ich ihr Cover nicht auswählen würde. Und einige unternahmen den Versuch, veränderte Entwürfe einzureichen. Um ehrlich zu sein brachte das aber nur etwas bei den Designern, die von Anfang an ein hohes Potenzial hatten. Dann funktionierte es aber wunderbar. Statt stundenlang Stockfotos zu durchforsten, um Bilder zu finden, die möglichst passend waren, entwarfen nun Illustratoren Details, die genau auf meine Bücher passten. Außerdem merkte ich so, mit welchen Designern ich gut zusammenarbeiten konnte, die verstanden, was ich von ihnen wollte – da ich an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert war, war das sehr wichtig für mich.
Eine Umfrage gemacht. Das meines Erachtens beste Feature beim 99Designs Cover-Wettbewerb ist, dass man so viele Umfragen machen kann, wie man möchte. Viele starten eine Umfrage nach der Finalrunde, wo 14 Tage Zeit bleiben, bevor man den Gewinner wählt. Ich habe das vor der Finalrunde gemacht (Den Zeitrahmen 4 Tage fand ich völlig ausreichend für ein Voting), weil ich den Designern ziemlich viel Feedback gegeben hatte und die vielversprechendsten Designer schon in der ersten Runde mehrere veränderte Entwürfe eingereicht hatten. Die Umfrage war Gold wert. Besonders die Kommentare haben mir geholfen. Ich steckte schon so in der Arbeit mit den Designern drin, dass mir die Perspektive fehlte. Wunderschöne Cover, die sich nicht für das Genre eigneten, tolle Designs, die nicht als Buchcover taugten und Illustrationen, an denen der nette Designer schon viele Stunden gearbeitet hatte, die aber nicht zu meinen Büchern passten – all diese flogen jetzt dank der Umfrage erbarmungslos raus. Etwas anderes wurde mir auch noch bewusst, das mir dann in der Finalrunde half: Egal wie originell die Illustrationen, wie aufwendig die Designs: Am Ende muss das beste Buchcover für meine Bücher gewinnen.
Den Wettbewerb offen gemacht. Es gibt auch die Möglichkeit, einen blinden Wettbewerb zu starten, wo die Entwürfe nicht öffentlich gezeigt werden und erst am Ende, nachdem der Gewinner gewählt wurde, ersichtlich werden. Es gibt wohl Designer, die sich nicht bewerben, wenn ein Wettbewerb offen ist. Aber ich fand es wichtig, dass Designer auch die Cover sehen, die nicht funktionieren, damit sie es anders und besser machen können. Manche haben sich auch etwas abgeschaut, das ich im Feedback für andere Cover gelobt habe. Ich kann verstehen, wenn Designer Angst haben, wenn man ihnen Ideen klaut. Aber bei meinem Wettbewerb führte es dazu, dass sich die Bewerber immer mehr gesteigert haben.

Was ich beim nächsten Mal anders machen würde

Im Budget bleiben. Als frischgebackene Mama muss ich mir meine Zeit gut einteilen. Statt mir die Richtlinien und Hilfestellungen auf 99Designs in allen Einzelheiten durchzulesen, hatte ich mir ein paar laufende Wettbewerbe angeschaut. Darunter waren auch Wettbewerbe für mehrere eBook-Cover für Serien. Also startete ich einen Wettbewerb für drei eBook-Cover und wählte dafür das Silber-Paket mit einem Preis von 459 €. Anscheinend ist das nicht erlaubt. Ein Designer »verpetzte mich« bei 99Designs und man teilte mir mit, dass der Wettbewerb und Preis für ein Cover mit Buchrücken und Rückseite gedacht ist (also ein Print-Cover). So genannte Wrap-Around-Cover brauchte ich natürlich auch – diese können jedoch erst im richtigen Format entworfen werden, wenn man den Innenteil seines Printbuchs formatiert hat und die genaue Seitenzahl weiß. Deshalb wollte ich die eBook oder Vorderseite-Cover für die Serie sofort und später im direkten Kontakt mit den Designer für einen Aufpreis die Wrap-Arounds kaufen. Sonst hätte ich schließlich dasselbe Problem wie beim Kauf eines Pre-Made-Covers. Ein starkes Cover ist toll, aber die Cover müssen einheitlich als Serie funktionieren. Man konnte mir natürlich nicht verbieten, den Wettbewerb so weiterzuführen – wenn Designer sich darauf bewarben und mit dem Preis einverstanden waren. Aber wenn es nicht usus oder eigentlich nicht erlaubt war – war das der Grund für die wenigen Bewerbungen, die ich zu dem Zeitpunkt hatte? Wenn ich schon Geld ausgab, wollte ich natürlich die besten Chancen auf ein tolles Cover. Andererseits wollte ich den aktuellen Wettbewerb nicht abbrechen, da ich schon ein oder zwei gute Designs hatte, die ich nicht verlieren wollte. Definitiv wollte ich aber mehr zur Auswahl. So blieb mir eigentlich nichts anderes übrig, als den Titel und das Briefing zu ändern, das Preisgeld 459 EUR für ein Wrap-Around-Cover zu vergeben und die Designer zusätzlich darum zu bitten auch Cover für Buch zwei und drei mit zu designen, die ich dann im Direktkontakt am Anschluss an den Wettbewerb kaufen würde. Ich legte auch dafür einen für mich immer noch ziemlich hohen Preis fest, damit ich hinterher nicht unangenehme Überraschungen erleben würde. Im Nachhinein glaube ich, dass ich genauso viele Bewerbungen für das kleinste Preispaket bekommen hätte und würde beim nächsten Mal ein kleineres Budget wählen.
Im Briefing schreiben, dass Kosten für Rechte und Lizenzen in diesem Preis inbegriffen sein müssen. Erst während der ersten Runde fand ich heraus, dass man mit zusätzlichen Kosten rechnen kann. Die Designer müssen angeben, wenn sie Lizenzmaterial verwenden und wie viel das kostet. Diese Angaben verstecken sich aber hinter einem Link, den man nicht sofort erkennt. Ich habe mich ehrlich gesagt gegen einen der Designs entschieden, weil ich keine zusätzlichen Kosten haben wollte.
Weniger Sterne in der Anfangsrunde vergeben. 99Designs rät dazu, nur ein, zwei oder drei Sterne von möglichen fünf in der ersten Runde zu vergeben, damit die Designer sich steigern können. Ich war aber so froh, als ich das erste gute Design unter den bisher enttäuschenden Bewerbung sah, dass ich fünf Sternen vergab, damit die Designerin sich ermutigt fühlte, die paar Änderungen vorzunehmen, die meines Erachtens notwendig waren und weitere Entwürfe einreichen würde. Dann musste ich das allerdings so fortführen, als sich gegen Ende des Wettbewerbs immer mehr gute Designer bewarben. Ich hatte ganz einfach Angst, dass die tollen Designer abspringen würden, wenn ich ihnen nur drei Sterne gab, wollte aber auch nicht einfach schlechte Designs eliminieren. Sie sollten als abschreckende Beispiele funktionieren. Ich würde immer noch bis zu vier Sterne in der Anfangsrunde vergeben, mir aber 5 Sterne für die Finalrunde aufheben.
Portfolio und Bewertungen der Designer anschauen. Eigentlich war ich mir von Anfang an klar darüber, dass ich einen Designer auswählen werde, der ein Profi ist. Auch wenn ich mir das nicht wirklich eingestehen wollte und mir gesagt habe, ich gebe allen eine Chance: Das beste Design gewinnt. Vielleicht wären mir Portfolio und Bewertungen auch egal gewesen, wenn es mir nur um dieses eine Cover gegangen wäre. Aber da der oder die Designer/in auch in zwei Jahren noch arbeiten sollte, wenn ich weitere Bände schreibe, wäre es ein hohes Risiko, jemanden zu wählen, der kaum Erfahrung, Aufträge und zufriedene Kunden vorzuweisen hat. Einer der Designer hatte offensichtlich keine Ahnung von Buchcovern, obwohl sein Bild wunderschön war (die Schrift verriet es mir – und siehe da, tatsächlich keine Cover in seiner Portfolio) und ein anderer, ebenfalls mit sehr wenig Erfahrung, konnte kaum Englisch sprechen. Die Kommunikation muss schon gewährleistet sein, wenn ich mit einem Designer erfolgreich zusammenarbeiten möchte. Wäre ich ehrlich mit mir selbst gewesen, dann hätte ich diese Designer von Anfang an eliminiert und ihnen Arbeit erspart.
Das schlechte Gewissen ausschalten. Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, dass Designer so viel Zeit und Mühe investierten, wollte sie ermutigen und habe vielleicht manchmal zu viel versprochen oder ihnen zu viel Feedback gegeben. Am Ende wird nur einer ausgewählt und die Designer haben umsonst gearbeitet. Mein Mann rückte die Sache für mich ins rechte Licht, als er mich daran erinnerte, dass ich als Übersetzerin ja auch mal Übersetzungsproben einreiche und nicht immer den Job bekomme. Und als Autorin investiere ich viel Zeit und Geld, nur in der Hoffnung, dass mein Buch dann gekauft wird. Klar, hier ist der Unterschied, dass es nur einen Käufer gibt, da nur einer »gewinnen« kann und alle anderen völlig leer ausgehen. Aber am Ende wissen die Designer ja, worauf sie sich einlassen, wenn sie ihre Entwürfe auf 99Designs einreichen. Trotzdem finde ich, dass man sich die Zeit nehmen sollte, ein kurzes Feedback zu geben und sich zu bedanken.

FAZIT:
Der 99Designs Buchcover-Wettbewerb war ein spannendes – wenn auch etwas teures – Experiment für mich, und Gott sei Dank hat es sich für mich gelohnt, aber würde ich es tatsächlich nochmal machen? Ich schreibe hauptsächlich Serien. Viele Indie-Autoren tun das. Ich fände es schön, wenn es bei 99Designs eine Option für einen Serien-Wettbewerb gäbe, denn mir ist es wichtiger, dass ein Design-Konzept für eine Serie funktioniert, als wie das Print-Cover aussieht. Als Marketinginstrument ist das eBook-Cover am wichtigsten, also die Buchvorderseite. Ein Wrap-Around für 259 EUR (das kleinste Preisgeld) – vielleicht mache ich das noch mal, wenn es zu meinem Projekt passt.
Das Tolle ist, dass ich durch diesen Wettbewerb eine sehr nette Designerin kennengelernt habe, die meine Vorgaben versteht und mit der ich gut zusammenarbeiten kann. Ich bin sehr zufrieden mit den Coverdesigns für die HIGHLAND-HEXEN-Serie. Außerdem habe ich eine weitere Designerin kennengelernt, deren Entwürfe zwar für diese Serie nicht infrage kamen, deren Stil aber perfekt für ein anderes meiner Projekte wäre. Es gibt die Möglichkeit, auch 1-zu-1-Projekte auf 99Designs abzuwickeln. Man kann die Portfolios von Designern einsehen und die Designer, die einen ansprechen, direkt kontaktieren – dann kann man sich auf individuelles Budget etc einigen. Durch 99Designs kann man sich darauf verlassen, dass man nur bezahlt, wenn einem das Design auch zusagt. So eine Geld-Zurück-Garantie hat man natürlich nicht, wenn man Websites durchforstet und Designer anheuert, zu denen man noch keine Vertrauensbeziehung aufgebaut hat.
Abgesehen von der guten Möglichkeit, Designer kennenzulernen und unkompliziert Aufträge über die Website abzuwickeln – Zeit und Geld und eine kleine Fangemeinde für Umfragen muss man schon mitbringen, wenn man einen Buchcover-Wettbewerb auf 99Designs startet. Umgekehrt ist es auch eine schöne Marketingmaßnahme, seinen Fans die Gelegenheit zu geben, Cover mitzubestimmen. Für Indies, die gerade ihre Autorenkarriere starten, ist der 99Design Buchcover-Wettbewerb aber meines Erachtens eher weniger geeignet.

Noch ein kleiner Nachtrag: Es gibt übrigens eine deutsche 99Designs Seite, wo sehr gut auf Deutsch erklärt wird, wie alles funktioniert. Es lohnt sich, sich unter Support und Hilfe umzusehen, bevor man sein Design-Briefing postet. Das Briefing postet man dann aber besser auf Englisch, damit sich Designer aus aller Welt darauf bewerben: https://99designs.de/